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Blogparade: Was ist mit den Blogparaden passiert? – Bloggen Ende 2022

In seinem Aufruf zur Blogparade „Was ist mit den Blogparaden passiert?“ stellt René Pöpperl die Frage nach den bemerkten Veränderungen.

Ich versuche hier eine Antwort aus meiner Sicht. Das führt zu einigen Eindrücken und möglichen Gründen für Änderungen von Blogs und deren Ideen und damit auch zu weniger Blogparaden.

Inhaltsverzeichnis

Mein Eindruck im Dezember 2022

Seit etwa 2016 haben immer mehr Blogs quasi aufgegeben. Als Beispiel hier der Profi-Blog „40 Stunden Beruf oder Berufung“ mit außergewöhnlichen Interviews hat 2017 den letzten Beitrag veröffentlicht. Das ist nur ein Beispiel, jeder kann hier seine eigenen Favoriten nachgehen.

Bereits vor 2 Jahren lief zu dem Thema die Blogparade von Meike Leopold mit der Frage: „Das Blog — ein Medium von gestern?„. Am Ende konnte man 74 (!) Beiträge zu dem Thema zählen. Jeder sprach sich für das Bloggen aus, aber es wurden mangelnde Vernetzung und fehlende Kommentare beklagt. BTW: Das ist der Vorteil von einem Blog. Es lassen sich auch noch ältere, wichtige Beiträge finden.

Hinsichtlich der Blogparaden haben die Sammler schon lange nichts mehr aufgelistet:

  • Die NPO Blogparaden – Regelmäßige Blogparaden zu aktuellen Fragen war seit April 2017 nicht mehr aktuell oder gar regelmäßig
  • Blog-Parade.de – endet 2014
  • blogparaden.de – letzter aktiver Link aus 2020, die oberen Titel gibt es nicht mehr
  • blogtotal.de – für je eine Blogparade 2017, 2018 und 2019 auf. Das ist alles
  • blogparade.net -hat noch eine aus 2021 und eine aus 2022 gelistet, aber ohne Resonanz
  • internetblogger.biz – Server nicht gefunden
  • http://blogparade.guru/ Server nicht gefunden
  • Blogsheet.info ist nur noch im „Wartungsmodus“

Was könnten die möglichen Gründe sein?

Weniger Blogs ergibt weniger Blogparaden? Ganz so einfach ist es wohl nicht.

War es die DSGVO?

Einen herben Einschlag erlebte die Blogscene, als 2018 die Datenschutz-Grundverordnung DSGVO eingeführt wurde. Übergewichtiger Gesetzestext in 99 Abschnitten. Für private Nutzer undurchdringlich, aber reichlich Futter für alle Art von Abmahnanwälten. Wegen Rechtsmissbrauch werden die leider nicht belangt.

Jedenfalls haben wegen der DSGVO viele Blogger zumindest keine Kommentare mehr zugelassen. Grund: Kommentarfelder verlangen oft die e-mail des Schreibenden. Wenn es keine Kommentarfunktion gibt, können auch keine Blogparaden entstehen. Einige haben auch ganz aufgegeben. Ohne Rechtsberatung war es fast unmöglich, Impressum und Datenschutzerklärungen aufzusetzen.

Für die bekannten Datenkraken scheint das DSGVO keine Rolle zu spielen. Der einfache Blogger hat mit übertriebenen Urteilen – Google Fonts – zu kämpfen, während ausländische Großkonzerne beliebig Daten sammeln und für Werbeeinkünfte verwenden dürfen.

Auf dem eigenen Blog ist man nicht nur jede Art von Angriffen ausgeliefert – man muss auch noch selbst denken. Das ist viel verlangt. Da postest man lieber in sogenannten sozialen Medien. Sollen deren Betreiber Unerwünschtes notfalls löschen. Es werden auch keine Abmahnungen riskiert.

Der Werbewahnsinn ruiniert die Blogscene

Grosse Blogs sind oft auch grosse Werbeträger. Kleine Blogs versuchen sich im Geldverdienen, weil jeder „Ratgeber“ dazu verleitet.

Ich frage mal ganz naiv: „Was ist eine Goldmine noch Wert, wenn dir jeder den Weg dazu verrät?“

Einige ehemalige Blogs, so denn man sie noch so nennen mag, bestehen ausschließlich aus Werbung oder sogenannten Test für ausschließlich super Produkte vom Tierfutter bis Sonnencreme. Welcher „Tester“ rät schon vom Produkt ab, sind immer alle gut.

Zu der ganzen Werbung auf den kleineren Blogs kann ich nur die alten Griechen zitieren:
„Fürchte die Danaer, auch Geschenke bringende!“ – sie ruinieren dein Ansehen.

Über den Untergang privater Blogs hat zufällig vor Kurzem Henning Uhle, den ich oft und gern lese, im Artikel „Private Blogs? Ich komme da nicht mehr mit“ zu der Problematik geschrieben.

Und was Blogparaden anbelangt: warum sollten kleine Werbetreibende Blogparaden veranstalten? Das lenkt das geschätzte Publikum nur ab. Außerdem könnten unerwünschte Beiträge zu den beworbenen Produkten erscheinen. Statt einfach nur die SEO-optimierten Vorgaben von Herstellern abzuschreiben, müssten die Betreiber noch selber kreativ werden?

Konkurrenzdenken von Blogger, die nicht mehr verlinken

Weiterführende, externe Links sind sehr selten vorhanden. Bei den Coaches, Schreibberatern, Seminarverkäufer usw. ist es noch verständlich, dass sie ihre Leser als potenzielle Kunden gern auf ihren Seiten halten wollen und deshalb in ihren Beiträgen externe Links vermeiden. Es scheint selbst bei den privaten Bloggern eine Art von Konkurrenzdenken zu geben. Blogger, die Angst haben zu verlinken, weil die Leser abwandern könnten.

Leute, das ist das Internet. Wem dein Beitrag nicht interessant genug ist, der sucht eben woanders. Falls dein Link nach außerhalb für den Beitrag relevant war, wird der Leser deinen Blog als Tippgeber in guter Erinnerung behalten und eher wiederkommen.

Sind fehlende Links eventuell ein Folge fehlender Recherche, Geheimhaltung der Quellen oder irgendwelche Bedenken? Bei rechtlichen Überlegungen kann ich nur raten: Lese, was du verlinkst und verlinke keine Bilder oder ganze Zeitungsartikel (wegen Urheberrechten).

Blogparaden sind mir zu schwer.

  • Ja, mir auch. – Riecht förmlich nach zusätzlicher Arbeit.
  • Es fehlt ein relevantes Thema, das gleichzeitig Interesse weckt und Aufmerksamkeit erregt. Aktuelle Trends oder evtl. provokatorisches aus dem eigenen Blog
  • Ein nicht zu langer Artikel als Anreißer für das Thema mit einigen (provozierenden) Fragen schreiben
  • Rahmenbedingungen und Zeit festlegen
  • Werbung für die Blogparade machen – schwierig ohne Netzwerk und so. Anderen auf die Nerven gehen
  • Jeden Teilnehmer danken und einige Worte finden
  • Eine Zusammenfassung schreiben wäre gut. Wird leider oft weggelassen. Das kann bei den Teilnehmenden die gute Laune vermiesen.

Es gibt noch Hoffnung:

In einer großen Herbstaktion 2022 hat Judith Peters mit Ihrer „The Content Society“ das Format Blogparade wiederbelebt. Ihr Artikel Make Blogparaden great again: 30+ Blogparaden im Herbst 2022 hatte ca. 37 Blogparaden gelistet, mit einer großen Resonanz. Dabei waren bis auf eine alle Blogparaden von weiblichen Bloggern vorgestellt, eben von Judith Netzwerk. Viel Arbeit, es hat sich viel bewegt. Judith hat das Thema Blogparaden zum Leben erweckt.

Die Aktion zeigt aber auch, dass ohne Kontakt untereinander, ohne Vernetzung, Blogparaden eher nicht mehr funktionieren. Aufgelistete Blogparaden kamen anscheinend fast nur aus ihrer eigenen Gruppe. Einträge bei den noch bekannten Blogparaden-Sammler waren nicht beteiligt.

Judiths Aufruf kann eine Initialzündung sein, um von den vielen Bloggern den einen oder anderen anzuregen, sich selbst an einer Blogparade zu versuchen. Oder zumindest so wie bei mir, sich selbst an Blogparaden zu beteiligen.

3 Kommentare

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